Architektenwettbewerb für den Neubau von Bürogebäuden, Bremerhaven
2.Preis
Das vorgeschlagene Projekt geht von einer klar geordneten und gleichzeitig lebendigen Bebauungsstruktur entlang des Hafens aus. Die Gebäude formulieren einen durchlässigen Rand, der das Hafenbecken mit seiner besonderen Atmosphäre bis in die vorhandene Bebauung der Stadt und die angrenzenden Straßen spürbar werden läßt. Baukörper verschiedener Breite, gestaffelter Höhenentwicklung, unterschiedlicher Architektursprache und Materialität prägen die Hafenfront und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, differenzierte Freibereiche entstehen zu lassen. Dadurch bleibt schon auf der städtebaulichen Ebene eine weitgehende Flexibilität für zukünftige Entwicklungen erhalten, die jedoch mit einer spezifischen Identität verknüpft wird und daher nicht beliebig ist.
Das Bürohaus als zweiter Baustein einer solchen Konzeption hat eine sehr einfache aber auch effiziente Struktur. Das Konzept eines zentralen Erschließungs- und Versorgungskerns und um diesen ringförmig angeordneter Büroflächen, bietet einen sehr großen Variantenreichtum zur Nutzung und Teilung der Flächen in unterschiedliche, separat erschlossene Einheiten. Ein attraktiver Lichtraum wertet die inneren Kombi-Zonen zusätzlich auf.
Diese kompakte Grundrißkonzeption provoziert vielfältige Arbeits- und Organisationsformen. Die klassische Zwei- oder Dreibundlösung, die hier auch möglich ist, wird um weitere Varianten und interessante räumliche Situationen bereichert. Alle Büroflächen werden natürlich belüftet und belichtet (siehe auch Energetisches Konzept). Die Kombi-Zonen-Bereiche können ggfs. zusätzlich über den unten und oben kontrolliert mit der Außenluft verbunden Lichtraum versorgt werden (Lüftung / Nachtkühlung). Die dargestellten Grundrisse sind insofern als prototypische Lösungen zu verstehen, die je nach Bedarf auch miteinander kombiniert werden können. Hervorzuheben ist dabei jedenfalls die Möglichkeit, relativ viele Einheiten auch voneinander unabhängig erschließen zu können.
Das Gebäude ist sehr einfach konstruiert. Tragend und aussteifend sind der Kernbereich (Kern und Stützen im Bereich des Lichtraumes) und die Fassaden. Spannbeton-Deckenelemente machen bei den so entstehenden wirtschaftlichen Spannweiten weitere Stützen überflüssig.
Die Fassade enthält sich modischer Aufgeregtheiten. Die klare Sprache gewinnt ihren Reiz aus dem wohlproportionierten Verhältnis von offenen und geschlossenen Flächen. Sie reagiert sehr subtil auf die unterschiedlichen Seiten, indem die Fensterflächen kaum merklich aber kontinuierlich größer bzw. kleiner werden. Damit stellt sich das Gebäude in die Tradition einer zurückhaltenden, hanseatisch geprägten Handelsarchitektur; ist aber gleichwohl unverkennbar ein modernes Gebäude, das in der Detailbehandlung auf Präzision und zeitlose Eleganz setzt. Als Material der Fassade wird Backstein vorgeschlagen, der seine Funktion als Haut nicht verleugnet und seine Eignung bei Wind und Wetter seit langem bewiesen hat. Die Fenster liegen innen bündig in der Laibung. Ein außenliegender Sonnenschutz aus stabilen Aluminium-Lamellen sorgt für zusätzliche Verschattung. Zum Schutz gegen Wind ist in der Fassadenebene eine weitere Verglasung vorgesehen, sodaß eine Art durchlüftetes Kastenfenster entsteht.
Diese äußeren Scheiben sind geteilt und jeweils mittig drehbar, sodaß eine Reinigung von innen problemlos möglich ist. Die Laibungen der Fenster sind mit dunkelgrauem Blech verkleidet. Durch das gewählte sehr kleingliedrige Fassadenmaterial und die bündig eingesetzte zweite Scheibe erhält das Gebäude eine abstrakte, volumenbetonte Form, die in der Nahsicht jedoch einen hohen Differenzierungsgrad aufweist.
Im Inneren werden einfache und strapazierfähige Materialien vorgesehen. Auf abgehängte Decken wird ebenso verzichtet, wie auf Doppelböden. Die Versorgung der Arbeitsplätze mit Elektro- und Kommunikationstechnik erfolgt über Bodenports, die grundsätzlich im Abstand des Fassadenrasters (1.35 m) vorgesehen sind und entsprechend nach Bedarf angedient werden können.
Der klar gegliederte Baukörper bietet mit der Fassadengestaltung beste Bedingungen für ein gutes energetisches Konzept. Kompakte Form und gute Wärmedämmung der Gebäudehülle erlauben eine hohe Effizienz. Die Wärmeversorgung erfolgt ökologisch sinnvoll über die angebotene Fernwärme und wird im Gebäude klassisch über Konvektoren verteilt. Die Hauptnutzflächen werden natürlich belüftet, innenliegende Kerne erhalten eine einfache Abluftanlage. Die thermischen Massen der Gebäudedecken vergleichmäßigen Schwankungen der Raumlufttemperatur und der Raumluftfeuchte. Im Sommer dienen die thermischen Gebäudemassen zur Kühlung des Gebäudes mit Nachtluft. Um die kühle Nachtluft witterungsgeschützt und windsicher zur natürlichen Klimatisierung nutzen zu können sind die Fenster mit einer zweiten Glasebene ausgeführt. Im Zwischenraum ist der bewegliche Sonnenschutz witterungsgeschützt, was an dem Standort ein großer Vorteil ist. Über freie Strömungsflächen wird der Zwischenraum ausreichend belüftet, um den sommerlichen Wärmeeintrag abzulüften und bei geöffneter Primärverglasung einen ausreichenden Luftwechsel zu gewährleisten. Die Dimensionierung der freien Strömungsflächen erfolgt derart, dass bei geöffneter Primärverglasung mit einem mittleren Nachtluftwechsel von 8 -10/h die sommerlichen Raumlufttemperaturen nur an wenigen Stunden des Jahres die 26°C Grenze überschreiten.
Die Palette der am Standort zu demonstrierenden zukunftsweisenden Gebäude wird um einen effizienten Kosten und Energie optimierten Typ erweitert.