Neubau, Düsseldorf
Steigende Schülerzahlen machten eine Erweiterung der städtischen, katholischen Franz-Vaahsen-Grundschule in Wittlaer erforderlich, die sich jedoch in dem vorhandenen, stark sanierungsbedürftigen Klassentrakt nicht wirtschaftlich hätte realisieren lassen. Dieser Baukörper wurde daher abgebrochen und an gleicher Stelle der Ersatzneubau errichtet. Bereits vor einigen Jahren war die campusartige Anlage der Schule um ein weiteres freistehendes Gebäude im Nordwesten erweitert worden. Verbindendes und prägendes Element aller Bausteine aus den unterschiedlichen Errichtungszeiten ist der rot-braune Backstein.
Auch der neue Baukörper präsentiert sich als backsteinerner Kubus mit eingeschnittenen Lochfenstern. Auf der Eingangsseite ist der Baukörper jedoch großzügig ausgeschnitten. Unter der durchlaufenden Dachscheibe entsteht so ein einladendes Entrée. Direkt daneben ist ein außen wie innen mit blau-grauen Tafeln verkleideter Block bündig unter das Dach eingeschoben, der die Nebenräume aufnimmt und gleichzeitig Schwerpunkt und Orientierung des Gebäudes in Richtung des Campus-Zentrums verschiebt.
Das Raumprogramm des Neubaus umfaßt neben den zehn Klassenräumen auch Gruppenräume, die erforderlichen Nebenräume sowie einen abteilbaren Raum für den Musikunterricht und einen Mehrzweckraum, der - mangels einer Aula - zusammen mit dem Musikraum auch für Schulveranstaltungen genutzt werden kann. Diese beiden Räume können außerdem mit der Eingangshalle zu einer offenen Raumfolge verbunden werden.
Die Klassenräume sind um eine Eingangshalle herum gruppiert, die mit der Haupterschließungstreppe den zentralen Raum des Gebäudes bildet. Sie wird von oben durch mehrere, verschieden große, runde Glaskuppeln belichtet, die sich in dem überdachten Außenbereich vor dem Eingang fortsetzen und so einen fließenden Übergang von außen nach innen und damit die Öffnung der Halle zum Schulhof hin unterstützen. Von außen betrachtet sieht man gleichzeitig die runden Dachausschnitte direkt, durch die Fassade hindurch sowie mehrfach überlagert als Spiegelungen. So leitet ein lebendiges Wechselspiel unterschiedlich heller Lichtflecken bis tief ins Gebäude. Die Verglasung, welche die obere Galerie aus Gründen des Brandschutzes von der Halle abtrennt, vervielfältigt das Lichtspiel und die Reflexionen und trägt zu einer gelassenen und heiteren Atmosphäre bei.
In beiden Geschossen sind entlang der Galerie und in den Eingangsnischen zu den Klassen jeweils Garderobenschränke eingebaut. Dies führt auch dazu, dass in den hochbelasteten Fluren keine gestrichenen Wände sondern ausschließlich robuste Oberflächen zu finden sind. Im Obergeschoß lädt gegenüber den Schränken zusätzlich eine schmale Bank zum Sitzen ein - beim Wechseln der Schuhe - oder einfach so.
Auch in den Klassenräumen bieten feste Einbaumöbel unter den Fenstern und in den Gruppenräumen eine Menge des doch immer zu knappen Stauraumes. Auch hier herrscht eine helle, freundliche Grundstimmung. Sie wird unterstützt durch die großen Verglasungen zu den jeweils zwischen zwei Klassen angeordneten Gruppenräumen. Dieser Anordnung liegt ein pädagogisches Konzept zugrunde (Herforder Modell), das eine flexiblere Unterrichtsgestaltung erlaubt. Die Brüstungshöhe der Verglasungen ist dabei so gewählt, dass ein Sichtkontakt der sitzenden Kinder von Raum zu Raum nicht möglich ist.
Dagegen sind die Brüstungen der Fassaden so niedrig wie möglich und die Fenster reichen bis unter die Decke, um eine größtmögliche Tageslichtausnutzung zu gewährleisten. Die Lichtlenkfunktion der Sonnenschutzlamellen reflektiert zusätzlich Licht in die Räume und sorgt für Helligkeit auch in tieferen Raumbereichen.
Auf einen hohen Benutzungskomfort und damit optimale Lernbedingungen wurde großer Wert gelegt. Eine Lüftungsanlage sorgt für kontrolliert gute Luftbedingungen. Im Hinblick auf die Raumakustik, insbesondere die Sprachverständlichkeit wurden erhöhte Anforderungen erfüllt. Ebenso wurden die im Zuge der Planung festgelegten Maßnahmen für eine barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzung des Gebäudes umgesetzt. Da eine funktionstüchtige Heizungsanlage für den Schulkomplex bereits im Nachbargebäude vorhanden war, wurde der Neubau dort angebunden. Trotzdem konnten die Anforderungen der EnEV für das neue Gebäude um 30 % unterschritten werden.