Kirchenzentrum und Kindertageseinrichtung

Architektenwettbewerb für den Neubau eines Kirchenzentrums und einer Kindertagesstätte, Frankfurt-Riedberg

Die Anlage von Kirchenzentrum und Kindertageseinrichtung bezieht sich auf die städtebauliche Struktur des Umfeldes und integriert sich damit selbstverständlich in die Bebauung des Quartiers. Gleichzeitig weist die Anlage aber auch eine eigenständige Gesamtform auf, die sie hervorhebt, den Gebäuden eine angemessene Bedeutung gibt und sie deutlich als öffentliche Gebäude charakterisiert. Dies geschieht vor allem durch ein übergreifendes Ordnungsprinzip, das in Form von Arkaden und Pergolen, die Anlage zu einem Ganzen zusammenfaßt und sie in gleicher Weise auch differenziert durchlässig macht und dem Quartier vielfältig öffnet.

Würdevolle Zurückhaltung einerseits und zugewandte Offenheit andererseits finden so einen gleichgewichtigen Ausdruck in der Architektursprache. Innerhalb dieses strukturellen Rahmens entwickeln beide Teile des Ensembles durchaus eigene Schwerpunkte, die sich in einer eher ruhigeren Gestaltung des Kirchenzentrums und eines mehr spielerischen Umgangs in der Formulierung der Kindertageseinrichtung niederschlagen.

Das Kirchenzentrum wird geprägt von einer sehr flexiblen Grundstruktur, die vielfältigste Nutzungsvarianten ermöglicht. Einzig der sakrale Bereich bildet einen deutlichen Fixpunkt. Da er seine besondere Qualität aus der vertikalen Ausrichtung erhält, kann aber auch dieser Bereich zu allen Seiten hin orientiert und mit den anderen Räumen zu verschiedenen Szenarien kombiniert werden und doch seine spezifische Atmosphäre stets beibehalten. Erreicht wird dies durch einen großzügigen Raumzusammenhang zwischen dem Jugendbereich und den kleinteiligen, dienenden Räumen, der durch ein System von flexiblen Trennwänden fast beliebig bespielt werden kann. Dieser Bereich, der auch das Café aufnimmt, öffnet sich einladend zur Riedberg-Allee und stellt einen spürbaren Kontakt, ein vis-à-vis zum Nelly-Sachs-Platz her. Ebenso ist eine großzügige Öffnung und Verknüpfung der Räume mit dem nördlich gelegenen Kirchhof möglich. 

Der konzentrierte, sakrale Bereich ist in diesen Raum eingestellt und bildet ein weithin sichtbares vertikales Zeichen, das in klassischer Weise das Thema „Kirche“ im Stadtteil sichtbar macht. Altarraum, Gemeindebereich, Apsis mit dem zentralen Thema der Lichtführung und Kirchturm als Standort der Glocke sind in einem Element vereint. Die Hülle des sakralen Bereichs besteht aus einer halbtransparenten und ggfs. auch künstlerisch zu gestaltenden inneren Glasschicht und vertikalen, untereinander einen Abstand bildenden, weißen Holzleisten als äußerer Schicht. Nach oben hin ist der Turm unterhalb der Glocke verglast, sodaß Zenitlicht, das von einer weiter unten angebrachten Glasebene gestreut wird, den Raum erhellt. Das wechselnde Tageslicht und das damit verbundene, lebendige Spiel der Schattierungen wird den sakralen Bereich in je unterschiedliche Lichtstimmungen tauchen. Auch die Wände des sakralen Bereichs sind beweglich, sodaß je zwei Viertelkreis-Segmente voreinander geschoben werden können. So kann dieser Bereich anderen Räumen geöffnet und zugeschaltet und in verschiedene Richtungen orientiert werden. Aber auch, wenn der sakrale Bereich nicht genutzt wird, ist er doch räumlich stets sehr präsent und charakterisiert das Gebäude nach außen wie innen deutlich und nachhaltig als Kirche.

Die kleinteiligeren Räume und die teilbare Pfarrwohnung sind kompaktorganisiert und von der Planstraße A, an der auch die Stellplätze angeordnet sind, zusätzlich erschlossen. Der Arbeitsraum der Pfarrerin / des Pfarrers orientiert sich auf einen Innenhof und erlaubt Blicke ins Foyer / Café und auf den Sakralbereich. Auch der Jugendbereich erhält eine weitere direkte Erschließung sowie neben der Orientierung auf den Kirchhof einen großzügig überdachten Außenbereich, der als Erweiterungsfläche bereits im ersten Bauabschnitt sinnvoll in die Gesamtgestaltung eingebunden ist.

Die Kindertagesstätte wird von der Planstraße B erschlossen und orientiert sich mit den Gruppenräumen süd-westlich auf einen großen Freibereich. Dieser wird umrahmt und räumlich gefaßt von einer großzügigen Pergola, die ergänzt um Hecken und niedrige Mauern, das Außengelände der Kindertagesstätte einfriedet, während der Kirchhof offen ist und eine Durchgängigkeit ermöglicht. Gruppenräume und Nebenräume der Kindertagesstätte formulieren eine lebendige Erschließungszone, die mit Nischen, Vor- und Rücksprüngen unterschiedliche Raumsituationen anbietet und zum Aufenthalt und Spielen Anlaß gibt. WC- und Garderoben sowie Nebenräume sind zwei Gruppen jeweils gegenüberliegend zugeordnet. Die Teilung der WC-Bereiche macht eine Geschlechtertrennung jeweils nach Anforderung möglich. Sowohl im EG wie im OG gibt es in der nord-östlichen Ecke einen Raum, der dem gegenüberliegenden Gruppenraum zugeordnet werden kann, aber auch als Ruheraum dient.

Der Außenbereich läßt auf Grund seines Zuschnittes vielfältige Ausgestaltung und Nutzungen zu, wie sie je nach pädagogischem Konzept erforderlich sind. Der Eingangsbereich, der ebenfalls mit dem Außenbereich verknüpft ist, kann als zentraler Treff genutzt werden und mit dem Mehrweckraum zu einer größeren Raumeinheit zusammengeschaltet werden.

Die vorgeschlagene Baustruktur und ihre klare geometrische Ordnung erlauben eine einfache und wirtschaftliche Konstruktion. Für die Fassade wird ein weiß eingefärbter, oberflächenveredelter, glatter Sichtbeton vorgeschlagen; für Fenster und Fassaden Holz- bzw. kombinierte Stahl-/Holzkonstruktionen. Auf Grund der kompakten Bauform, Gebäudeausrichtung und Grundrißorganisation ist die Ausführung als Passivhaus bei beiden Gebäuden grundsätzlich möglich. Die Entscheidung, welche Ausführung und Gebäudetechnik aber schlußendlich wirklich die größtmögliche Effizienz bieten kann und damit auch den besten Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung leistet, bedarf einer sehr differenzierten Betrachtung komplexer Einflußfaktoren und kann seriöser Weise erst in intensiver Abstimmung der am Planungsprozeß Beteiligten in einer Phase nach dem Wettbewerb entschieden werden. 

Alle diesbezüglichen konzeptionellen Äußerungen im Wettbewerb sind doch bei Lichte betrachtet zunächst einmal nicht mehr und nicht weniger als Absichtserklärungen. Wichtig ist aber doch vor allem, daß der Wettbewerbsbeitrag strukturell die Voraussetzungen zu einer optimalen Lösung bietet, wie dies ja auch in Bezug auf z. B. angemessene Konstruktion und Wirtschaftlichkeit als Kriterium richtigerweise herangezogen wird.

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